Reiseberichte

Mexico / Yucatan / Playa del Carmen

Die Halbinsel Yucatan besteht aus porösem Kalkstein.Über die Jahrtausende schufen Regenwasser, Auswaschungen und Einstürze ein riesiges unterirdisches Höhlensystem. Diese Höhlen (Grotten) sind zum großen Teil von Süßwasser mit einer konstanten Temperatur von 24°C gefüllt. Von unten drückt vielerorts das salzige Meerwasser durch und es existiert eine deutliche Grenzschicht (halogline). Durch Höhlentaucher wurden seit Mitte der 80er Jahre bisher etwa 500 km dieses Systems erforscht. Zugang gibt es durch Einbrüche in der Erdoberfläche in unterschiedlicher Form. Sie werden Cenoten genannt, der Mayasprache entlehnt. Für dieses Tauchen werden zwei Schwierigskeitsgrade unterschieden. Cave-diving / Höhientauchen mit z.T. hohem Schwierigskeitsgrad wird mit spezieller Ausrüstung durchgeführt. Die erforderliche Ausbildung dauert mindestens eine Woche und beinhaltet mindestens 14 Tauchgänge.

Cavern-diving / Cenotetauchen wurde für den Tourismus geschaffen. Der zertifizierte Taucher kann mit normaler Ausrüstung (5mm Overall ist optimal) unter Führung eines speziell ausgerüsteten und speziell zertifizierten Grottentauchers diese „Unterwelt“ besuchen. Für dieses Erlebnis stehen etwa 10 Cenoten zur Verfügung. Sie befinden sich alle in Privatbesitz und können über die örtlichen Tauchschulen / Divingcenter besucht werden. Es gelten strenge Vorschriften. Eine Tauchgruppe besteht außer dem Leiter aus maximal 4 weiteren Tauchern. Jeder erhält eine Lampe. Der Tauchweg bis zum Umkehrpunkt bzw. bis zu einer Parkmöglichkeit beträgt höchstens 60 m, die Tauchtiefe maximal 21 m. Man verläßt nicht die Zone aus der immer wieder mal das Tageslicht durch Deckenlöcher scheint. Es gibt keine Strömung, die Sicht beträgt unwahrscheinliche 50 m!

Wir, mit 20 bzw. 50 Tauchgängen doch relativ unerfahren, betauchten zwei Cenoten. Von der von uns ausgesuchten renommierten Tauchschule wurden wir vom Guide Claudia in einem PKW-Kombi zur Cenote Ponderosa/Eden gefahren. Ein italienischer Taucher komplettierte uns zum Trio. Ortsbesichtigung und briefing. Ein wunderschöner „Steinbruchsee“ lag vor uns, wenige Meter tief auf dem Boden ein grüner Algenteppich, viele verschiedene bunte Fische – eine Idylle! Eine kurze Steintreppe führte zu einer kleinen Plattform – das war der Einstieg. Sorgfaltiges austarieren war angesagt und dann tauchten wir über den See wenige Meter bis zum Grotteneingang. Immer in Linie hintereinander ging es schön langsam und ruhig hinter Claudia her. Vorsichtiger und behutsamer Flossenschlag war angesagt um die Sedimentablagerungen nicht aufzuwirbeln. Wegen der fehlenden Strömung würden die Sedimente sehr lange schweben.

Nach der Eingewöhnung – es war unsere erste Höhle/Grotte, sahen wir uns allmählich um. Im Licht der UW-Lampe erkannten wir bizarre Wände mit Gesteinsfalten, herabgefallene Kalksteinsteinbrocken lagen am Boden, „Quecksilberperlen“ (Luftblasen) hingen an der i’Decke, manchmal sahen wir Tageslichtschimmer. Und plötzlich war die Maske zu! Schlieren, Milch -wir waren in die Grenzschicht getaucht und der Vordermann hatte sie etwas durcheinandergewirbelt. Etwas zur Seite geschwommen und die Sicht war wieder klar – verblüffend klar. Ein Drittel Luft war verbraucht, Umkehrzeichen, es ging Richtung Ausgang. Nach 33 Minuten war der Multileveltauchgang zwischen 6 und 13 Meter Tauchtiefe vorbei. Ein Erlebnis – unsere erste Cenote. Die „Dekoration“ war relativ einfach, aber gut so, konnten wir doch relativ wenig Schaden anrichten. Noch ganz beeindruckt wurden die Tanks gewechselt und ein Imbiß eingenommen. Dann fuhren wir zur Cenote Chac Mool.

Ortsbesichtigung. Ganz anders. Rein in die Grotte, einige glitschige Steinstufen hinunter und dann über eine etwas breitere Stufe ab ins Wasser. Ich hatte nun etwas „Höhlenerfahrung“ und deshalb meinen UW-Fotoapparat mitgenommen. Bald waren wir überwältigt.

Im Licht unserer Lampen sahen wir wunderschöne Stalagmiten und Stalagtiten. Und alles so klar – überhaupt nicht wie unter Wasser. Sofort wurden wir an die Tropfsteinhöhlen im Harz erinnert. Durch enge Passagen, wie in der ersten Cenote immer entlang einer Führungsleine, tauchten wir in die nächste Höhle. Im Gegenlicht der einfallenden Sonnenstrahlen sahen wir Bäume und Farne. Und immer wieder die verschiedenen Tropfsteinformationen. Sehr sehr vorsichtiges Tauchen war angesagt. Leider lagen auf dem Höhlengrund etliche abgebrochene Stalagniten und Stalagtiten. Ich hoffe wir waren daran nicht beteiligt. Die Cenote bot wunderschöne Fotomotive, allerdings fehlte mir die entsprechende Erfahrung. Zu früh kam das Umkehrzeichen. Dann ein 3-Minuten Sicherheitsstop. Wieder Multilevel zwischen 6 und 13 m und diesmal sogar 40 Minuten. Ein wunderbares Erlebnis!

Wer an die Riviera Maya fährt, darf sich das Cenotetauchen nicht entgehen lassen! PADI und SSI bieten auch ein Specialty „Yucatan Cenote“ an. Dazu erfolgt dann vor dem Tauchgang eine mehrstündige interessante Unterweisung. Diese geht von der Entstehungsgeschichte der Cenoten bis zur Ausführlichen Erläuterung der Tauchbedingungen.